Zeitschaft by Benford Gregory

Zeitschaft by Benford Gregory

Autor:Benford, Gregory [Gregory, Benford,]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-08T17:00:20.281000+00:00


Edwards war der erste, aber nicht der letzte. Kaum hatten andere Zeitungen den Bericht des San Diego Union aufgegriffen, tauchten sie in regelmäßigen Abständen auf. Einige kamen aus Fresno oder Eugene, um das Rätsel der Botschaften zu lösen; und jeder wußte die Antwort mit Gewißheit, bevor er einen Blick auf das Material geworfen hatte. Einige brachten Manuskripte mit, in denen sie ihre Ideen über das Universum im allgemeinen oder eine spezifische Theorie niedergelegt hatten – Einstein schien ihr Lieblingskind zu sein, und ihn zu widerlegen, war an der Tagesordnung. Gordon war verwirrt von der Tatsache, daß Leute nur auf Grund eines vagen Zeitungsartikels gelehrte Abhandlungen schrieben. Einige der Besucher hatten ihre Hypothesen sogar veröffentlicht – ausschließlich in Amateurpublikationen. Sie wollten ihm ihre Abhandlungen zeigen, reichten ihm mit geradezu zärtlichen Bewegungen gebundene Papierbündel mit schaurigen Einbänden. In den Aufsätzen kämpften Fachbegriffe gegeneinander um Raum in langen Sätzen, die nirgendwo hinführten. Fingerfertig waren Gleichungen zu Papier gebracht, geschmückt mit neuen Symbolen wie Weihnachtsbäume. Wenn Gordon sich einmal die Zeit zum Zuhören nahm, begannen und endeten die Theorien im Nichts. Sie hatten keinerlei Verbindung mit allem, was in der Physik bekannt war, und verstießen stets gegen das erste Gesetz eines wissenschaftlichen Modells: Sie waren nicht nachprüfbar. Die meisten der Irren schienen zu glauben, zur Konstruktion einer neuen Theorie brauchte man nur neue Begriffe zu erfinden. Zusammen mit »Energie«, »Geld«, »Neutrino« und anderen bekannten Begriffen erschienen »Makron«, »Superon« und »Fluxkraft« – alle Undefiniert und alle von der magischen Aura des Gläubigen umgeben.

Gordon konnte sie nach kurzer Zeit auf den ersten Blick erkennen. Sie kamen in sein Büro oder ins Labor und riefen ihn zu Hause an, und sofort konnte er sie von normalen Menschen unterscheiden. Die Irren hatten immer Reizworte, die ziemlich am Anfang auftauchten. Sie behaupteten, alles gelöst zu haben – alle bekannten Probleme in einer großen Synthese zusammengefaßt zu haben. »Einheitliche Theorie« war ein hundertprozentiges Indiz. Ein anderes war das plötzliche, unerklärliche Erscheinen von Glaubensbegriffen wie »Superon«. Anfangs lachte Gordon, wenn das geschah, und nahm die Irren mit humorigen Worten auf den Arm. Aber ein drittes untrügliches Kennzeichen der Irren war ihre Humorlosigkeit. Sie lachten nie, wichen nie einen Zoll zurück. Wenn man sich offen über sie lustig machte, hatte das stets schlimme Folgen. Durch die Bank waren sie überzeugt, daß jeder Wissenschaftler darauf aus war, ihre Ideen zu stehlen. Einige warnten ihn, sie hätten bereits ein Patent angemeldet. (Die Tatsache, daß man eine Erfindung, nicht aber eine Idee patentieren kann, war ihnen entgangen.) An diesem Punkt versuchte Gordon, das Gespräch einigermaßen geschickt zu beenden. Am Telefon war das leicht, er hängte einfach ein. Mit Besuchern war das nicht so einfach. Widerstand gegen ihre bahnbrechenden Ideen führte unvermeidlich zu der Drohung, sie würden sich auf der Stelle an die Zeitungen wenden; dabei setzten sie ein grimmiges Gesicht auf, um zu signalisieren, daß sie nun, wenn auch widerstrebend, zur äußersten, ultimativen Waffe greifen mußten. Die Presse war für sie stets der Richter in Wissenschaftsfragen. Da Gordon durch den San Diego Union in ihr



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